Es ist nicht zu glauben, oder zu fassen, was im zweiten Weltkrieg im Namen Deutschlands geschehen ist. Doch gerade deswegen finden wir, die Jugendlichen der K.O.T St. Helena, dass es wichtig ist, uns damit auseinander zu setzten. Seit dem Jahre 2002 fährt somit die Jugendfreizeitstätte St. Helena und „the club“ Mönchengladbach-Mülfort, unter der Leitung von Klaus Baakes und Czarek Jagus regelmäßig zur „Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau“.

Wenn wir nach unseren Motiven und Zielen gefragt werden, warum wir unsere Friedens- und Versöhnungsarbeit durchführen, geben wir unter anderem die Antworten:

Jugendliche müssen lernen einen eigenen Standpunkt zu finden und diesen am besten in Solidarität mit anderen zu vertreten wissen Jugendliche dürfen nicht zu allem „Ja“ und „Amen“ sagen, sondern sollten lernen sich mit den Dingen auseinander zu setzen, um sich ein eigenständiges Bild zu machen Jugendliche aus der Bundesrepublik Deutschland sollten wissen, dass sie nicht an dem Schuld sind, was in der Nazidiktatur geschehen ist. Sie haben allerdings die Verpflichtung gemeinsam dafür Sorge zu tragen, dass so etwas nie wieder geschieht Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit hat das Ziel, die Gegenwart und Zukunft gerecht und verantwortungsvoll zu gestalten.

In diesem Sinne möchten wir Euch bzw. Sie herzlich einladen, unsere „Auschwitz-Ausstellung“ in der Zeit vom 09.03.-27.03.2009 in der Volksbank Mönchengladbach, Geschäftsstelle Rheindahlen zu besuchen. Gerne weisen wir hin auf unser Forum:

„Präventive Arbeit gegen Rechts“

Mittwoch, 11. März 2009 von 18.00-20.00 Uhr

in der Volksbank Mönchengladbach, Geschäftsstelle Rheindahlen

Im Mittelpunkt des Forums werden die Jugendlichen stehen. Sie berichten von sich, von ihren Erfahrungen und Gefühlen, die sie im Jahre 2007 während ihrer Gedenkstättenfahrt in Auschwitz-Birkenau gehabt haben. Und sie geben Auskunft über ihre neuen Einsichten und Gedanken. Danach befragen die Jugendlichen Vertreter der Politik (OB Norbert Bude und Dr. Günter Krings, MdB) sowie der Kirchen (Pfarrer Ulrich Rosocha, Vorsitzender des ACK und Dekan Ulrich Clancett). Das Schlusswort spricht Leah Floh, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Mönchengladbach.

Die nachfolgenden Bilder sollen einen kleinen Einblick dessen geben, was während der Gedenkstättenfahrt auf die Jugendlichen zukam.

Während unserer Gedenkstättenfahrt 2002 wurde Kazimierz Smolen, ehemaliger Häftling und langjähriger Direktor der Gedenkstätte Auschwitz von einer unserer Jugendlichen befragt, ob er meine, dass wir jungen Deutsche noch eine Schuld trügen, an dem was damals geschah. Er antwortete: „Eine Schuld tragt ihr nicht, ihr habt aber die Verantwortung, dafür Sorge zu tragen, dass so etwas nie wieder geschieht.“ Diese Aussage war der Motor eine eigene Auschwitzausstellung zu entwerfen. Seit dem Jahre 2004 geben wir in regelmäßigen Abständen Schülerinnen und Schülern, sowie allen Interessierten die Möglichkeit unsere Ausstellung zu besuchen. Die Ausstellung wird durch persönliche Statements und Fotos von jugendlichen Auschwitzfahrern lebendig.

Auswertungstreffen mit dem Oberbürgermeister Norbert Bude

Wir haben Aufmerksamkeit mit unseren Gedenkstättenfahrten erzeugt. Dass dies sogar unseren Oberbürgermeister Norbert Bude erreichte, konnten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen. So war es jedoch und er wollte sich im Anschluss unserer Fahrt 2007 von den Eindrücken der Jugendliche berichten lassen.

Am Ende des Austausches lud Norbert Bude uns, zu unserem Überraschen ein, bei der Gedenkfeier in Mönchengladbach Odenkirchen zur Pogromnacht von unseren Erfahrungen, welche wir in Auschwitz gesammelt haben zu berichten.

Hier der Sprechtext der von Carla Schnettler, Annika Wirtz, Christina Jansen und Yanelvis Hechavarria: Interview

Chris: Hey Annika, wir waren ja zusammen in Auschwitz, was ich dich aber mal fragen wollte …

1. Wie hat dir die Fahrt gefallen?

→Annika: Es hat mir gut gefallen, ich habs jedenfalls nicht bereut, dass ich mitgefahren bin.

2. Annika: Hast du vor dem Besuch in Auschwitz schon mal Filme oder Bilder von den Konzentrationslagern gesehen?

→Carla: Ja, viele. Schindlers Liste beispielsweise, aber auch Bilder in vielen Büchern…. Aber selber an diesem Ort gewesen zu sein war viel intensiver. Dort kann man nicht nur sehen, sondern auch fühlen! v3. Carla: Hast du Angst, bzw. Respekt vor dem Antritt der Reise gehabt, Chris?

→Chris: Angst oder Respekt sind falsche Worte für das Gefühl, was ich vor der Reise hatte…Ich hab mich zwar informiert über das, was mich in Auschwitz erwartet, trotzdem war da ein Gefühl der Unsicherheit und Ungewissheit, was einer Angst vor Unbekanntem nahe kommt.

4.Chris: Yanelvis, du, als Kubanerin, was waren deine Erwartungen an den Besuch in Auschwitz?

→Yanelvis: In meinem Land ist Auschwitz kein so großes Thema wie hier, weshalb ich auch relativ wenig darüber wusste und auch höhere Erwartungen hatte! Dennoch hätte ich mir nicht vorstellen können, dass das, was dort den Menschen zugefügt wurde so tragisch und herzlos ist! Besonders schlimm waren die beiden Konzentrationslager….

5. Yanelvis: Wie hast du dich in den Lagern gefühlt?

→Annika: Das ist schwer zu sagen, aber auf jeden Fall war es bedrückend und beängstigend zu sehen, was Menschen alles tun können. Ich empfand einen tiefen Hass für die Täter, ein für mich bis dahin unbekanntes Gefühl…aber vor allem tiefe Trauer für die Opfer.

6.Annika: Ging es dir auch so?

→Carla: Ja, mir ging es ähnlich. Aber ich fühlte außerdem auch eine Leere in mir, die mich und mein Leben in die Nebensächlichkeit stellte. Ich fühle mich dem Geschehenen gegenüber hilflos und allein. Erst durch spätere Gespräche in der Gruppe konnte ich meine Gefühle und Gedanken verarbeiten und einordnen….

7:Carla: Weißt du was ich meine, Yanelvis?

→Yanelvis: Ja, diese Leere habe ich auch gespürt. Als ich durchs Lager gegangen bin, hatte ich das Gefühl, dass ich mitten in einem Alptraum bin, und jeden Moment geweckt werden könnte. Erst am Abend konnte ich realisieren, dass alles Wirklichkeit war und das einzige, was mir noch zu tun blieb, war zu verhindern, dass so was noch einmal passiert. Um zu dieser Einsicht zu gelangen, halfen auch mir die Reflexionen in der Gruppe.

8. Yanelvis: Ist für dich das Thema Auschwitz in Auschwitz geblieben, Chris?

→Chris: Auf gar keinen Fall!! Durch den Besuch in den Lagern ist mir erst richtig bewusst geworden, welche kranke Ideologie hinter diesem globalen Verbrechen steht…und vor allem die Sinnlosigkeit des Antisemitismus. Auschwitz ist für mich nicht in Auschwitz geblieben, dass kann und darf es auch nicht!

9. Chris: Ist das für dich genauso oder hast du mit dem Kapitel Auschwitz abgeschlossen?

→Carla: Abschließen möchte und werde ich nicht mit dem, was ich gesehen und gelernt habe, da ich weiter mit meinen Gedanken und Gefühlen arbeiten möchte und so auch mit anderen Vorsätzen auf meine Umwelt zugehen will. Das heißt, ich verstehe erst jetzt, wie gut es mir und uns geht und, dass wir unser Leben und dessen Umstände schätzen sollten.

10. Carla: Glaubst du, dass auch dein Leben nach dem Besuch in Auschwitz in besonderer Weise geprägt ist?

→Annika: Ich glaube dies nicht nur, ich weiß es, denn der Zeitzeuge, den wir dort getroffen haben, Kazimierz Smolen, sagte zu uns: Ihr tragt keine Schuld, an dem was geschehen ist, aber ihr habt die Verantwortung, gemeinsam dafür zu sorgen, dass so etwas nie wieder geschieht. Und genau nach diesem Zitat möchte ich leben, denn auch, wenn ich nur jemanden zurechtweise, der einen Witz über dieses Thema macht, so trage ich doch dazu bei, dass sich die Ansicht dieser Leute vielleicht doch noch wandelt.

11. Annika: Yanelvis, und was war für dich das Wichtigste, was du mit aus Auschwitz mitgenommen hast ?

→Yanelvis: Das aller Wichtigste, was ich mitgenommen habe, ist auch der Wert des Lebens, aber vor allem der Wert der Menschen, denn auch wenn wir nicht alle gleich sind, ist jeder einzelne von uns ein schätzenswertes und respektwürdiges Wesen. Mir ist klarer denn je geworden, dass die Intoleranz und der Hass mancher Menschen gegenüber anderen zu einem Völkermord führen kann, deshalb achte ich nun viel mehr darauf, wie ich mit anderen umgehe. Und denke, dass es deshalb mutige Menschen geben soll, die ihre Stimme gegen die Dummheit anderer erheben und so etwas nicht zulassen.

12. Yanelvis: Bereust du es, nach Auschwitz mitgefahren zu sein?

→Chris: Nein. Denn ich glaube, dass ich für alle sprechen kann, wenn ich sage, dass wir aus Auschwitz Zivilcourage, Akzeptanz und Toleranz mitnehmen konnten…

Diese Punkte stellen für mich die Basis für ein friedliches Zusammenleben dar, was das Wichtigste auf unserer vielseitigen Welt ist!

Ich habe vor Auschwitz nie bewusst darüber nachgedacht, welchen Teil ich persönlich dazu beisteuern kann, dass sich so eine grausame Epoche niemals mehr wiederholt. Doch ich sehe das ähnlich wie Annika:

Ein Mensch alleine und wenn es nur eine winzige Kleinigkeit im alltäglichen Leben ist, kann viel tun, denn wenn er auch nur einen kleinen Schritt weg vom Hass tut, ist es ein riesen Schritt für den Frieden, der Akzeptanz, Toleranz und Liebe einschließt!

In MG-Odenkirchen lernten wir Leah Floh, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde kennen. Durch ihre Vermittlung wurde es möglich, dass Jugendliche ihrer Gemeinde mit uns gemeinsam einen Stationsweg in Erinnerung an die zweite Deportation von jüdischen Mitbürgern Rheindahlens vorbereiteten.

Ausblick 2009 Vom 9.März bis zum 27.März.2009 ist geplant, die Auschwitzausstellung in der Volksbank Mönchengladbach e.G. zu zeigen. Schüler verschiedener Schulformen wird dort die Möglichkeit gegeben einen Einblick der Gedenkstättenfahrten zu bekommen.

Im Rahmen der Ausstellung wird es eine gesonderte Veranstaltung für Politikerinnen und Politiker geben. Thematisch geht es um „Präventive Arbeit gegen Rechts“. Näheres wird veröffentlicht.

Die Gedenkstättenfahrt wird vom 10.-18.Oktober.2009 stattfinden. Weiteres wird ebenfalls veröffentlicht.